Die Motive

Die Symbolik des Kartenspiels ist mit den vier grundsätzlichen Elementen bzw. Kräften Luft, Wasser, Erde und Feuer verbunden. Diese Kräfte sind als universell zu verstehen, sind in Allem vorhanden und lassen sich damit durchaus auch mit gesellschaftlichen, politischen, geografischen, philosophischen, kulturellen oder charakterlichen Tendenzen bzw. Eigenschaften assoziieren und in Analogie setzen.

In der französischen Tradition der Spielkartengestaltung taucht ab dem 16.Jahrhundert die vereinfachte und abstraktere Variante von Kreuz, Piek, Herz und Karo auf und setzt sich als gängige Variante weltweit durch. In Analysen zur Spielkartengeschichte wird diese Zuordnung wie folgt erklärt: Piek = Luft, Herz = Wasser, Kreuz = Feuer und Karo = Erde.
André Martini wählte nach seinen Recherchen eine veränderte Zuordnung und tauschte die Bedeutung von Kreuz und Karo miteinander, d. h. Kreuz steht jetzt für die Erde und Karo für das Feuer.

Angepasst auf die Epoche Napoleons, auf die Himmelsrichtungen und die damalige politische und gesellschaftliche Situation von Europa bezogen, ergibt sich im Kartenspiel zunächst folgendes vereinfachte Schema:
– Der Westen steht für Frankreich, das Kaiserreich Napoleons, verbunden mit dem Element Feuer sowie den Eigenschaften dominant und bestimmend. (= Karo)
– Der Norden symbolisiert Deutschland bzw. die deutschen Königreiche und Fürstentümer. Hier ist das Element Luft mit den Eigenschaften abwägend und beeinflussbar zugeordnet. (= Piek)
– Der Süden verkörpert Österreich, das habsburgische Kaiserreich, mit dem Element Erde und der Eigenschaft unveränderlich. (= Kreuz)
– Der Osten ist dem Kaiserreich Russland vorbehalten. Das Element Wasser verbindet sich hier mit den Eigenschaften widersetzend sowie verwandelnd.
(= Herz)

Die Asse
Diese Karten beinhalten eine Vielzahl von Symboliken. Viel Spaß beim Entdecken!

Es schien naheliegend, die Könige mit den monarchischen Gegenspielern des Kaisers und Feldherrn der Franzosen zu besetzen. Aber genau das wollten wir nicht und so fiel die Entscheidung zugunsten der bedeutendsten Generäle, die mit oder gegen ihn kämpften und die Epoche mit prägten. Die Auswahl zeigt individuelle Charaktere, die ihre Nation würdig vertreten konnten. 
Für Russland steht der vorsichtige Feldmarschall Kutusow. Er führte 1812 mit 67 Jahren die russische Armee erfolgreich gegen Napoleon und machte sich dabei die Kräfte der Natur und die Weite des Landes zu nutze. Sein markantes Zeichen war die Augenklappe.
– Ein Heißsporn war der preußische Reitergeneral Blücher, auch „Marschall Vorwärts“ genannt.
– Viele Generäle Napoleons erlangten Berühmtheit, z. B. Murat. Die Wahl fiel jedoch auf Marschall Ney, der wohl verwegenste Kommandeur auf französischer Seite.
– Der Diplomat unter den Befehlshabern war der Österreicher Fürst von Schwarzenberg.

Die Damen zeigen archetypische Frauenbilder in modischen Erscheinungsformen der Zeit.

– die lebensfrohe Balalaikaspielerin
… der Moskauer Samowar-Stuben

– die romantische Briefeschreiberin
… der Berliner Flaneur-Parks

– die glamouröse Salondame
… der Pariser Luxusgesellschaft

– das kokette Blumenfräulein
… der Wiener Kaffeehäuser

Die Buben stehen stellvertretend für einen markanten militärische Typ. Drei Figuren stellen Kavalleristen dar, einzig der Jäger gehört zur Infanterie. Letzterer agierte als Scharfschütze.

– der trinkfeste und draufgängerische Kosakenleutnant

– der disziplinierte Jäger-Unteroffizier

– der verwegene Dragonerhauptmann

– der lässig-charmante Husarenoberst

Die drei (männlichen) Joker sind gesellschaftliche Sondertypen. Hier haben wir zivile Charaktere gewählt, die zwischen den Konfliktparteien, häufig doppeldeutig, agieren. Oft sind es „Tricksertypen“, an denen der Habitus des gewandten charmanten Reisenden oder modebewussten Gauners haftet. Nach der Tradition des Tarot mischen sich in Ihnen die Kräfte des Narren und des Magiers – d. h., sie balancieren auf dem Drahtseil des Seins mit Glück und Kreativität die Gegensätze aus.

Den Spieler, der zum falschspielenden Betrüger und Verführer neigt, trifft man gewöhnlich in Wirtshäusern, Poststationen und Salons. Er verkörpert den Blender oder (ver)lockenden Geschäftsmann, der unwiderstehliche Angebote macht. Seine Natur möchte dir gern dein Geld aus der Tasche ziehen – egal ob als Taschenspieler oder Spekulant. Es geht ihm um das Spielprinzip von dem das Leben durchtränkt ist. Deshalb kann er bisweilen auch ein hilfreicher Verbündeter sein. Mit seinen Beziehungen zum Finanzmilieu und zur kriminellen Halbwelt besitzt er einzigartige Einsichten und Möglichkeiten.

Der dandyhaft-elegante Gentleman mit der Laterne wirkt wie ein Geheimnisträger der Nacht. Ihn trifft man eher ungewöhnlichen Orten in Begleitung verdächtiger Personen, wenn man ihn überhaupt begegnet. Denn gewöhnlich reist er inkognito und will unbemerkt bleiben. Bisweilen agiert er auch ganz offiziell in angesehenen Kreisen oder auf dem diplomatischen Parkett – immer mit einem ausgezeichneten Ruf und den neusten und vertraulichsten Informationen im Gepäck. Er könnte sich leicht als Mitglied einer Geheimgesellschaft oder als feindlicher Spion bzw. politischer Agent zwischen den Fronten entpuppen. Er verkörpert den Archetypus des Verschwörers und zwielichtigen Intriganten dem man besser nicht völlig trauen sollte.

Der Leierkastenspieler, Vertreter der damaligen Medienindustrie, zelebriert als Erzähler, Komödiant und Musiker seine Show auf Markten, Messen, Volksfesten und Hochzeiten. Er unterhält das Volk und verbreitet Neuigkeiten, auch die ein oder andere lästige Wahrheit. Mal macht er sich über das Treiben der Mächtigen lustig, dann wieder vermittelt er Volkslieder und Gassenschlager. Er agiert zwischen verkanntem Künstler und dem Narren, der den Leuten mit seiner Unterhaltung den Spiegel vorhält. Seine Position schwankt zwischen sensationsheischenden Performer und poetisch-unschuldigen Vertreter der Volksseele.

Was versinnbildichen die Motive der drei (weiblichen) Joker?

Die
Marketenderin zieht als Teil der Soldatenversorgung mit dem Tross der Armee durch die Lande. Oft im Windschatten des Krieges macht sie meist als Händlerin, Köchin, Krankenpflegerin, Soldatenliebchen, mitunter mögloicherweise auch als Prostituierte, ihr Geschäft mit dem Krieg und ist damit ein fester Bestandteil jeder Armee.

Die
alleinstehende Dame: Da ein Großteil der Männer im Krieg ist und dort auch ihr Leben lassen, sind viele verheiratete Frauen auf sich allein gestellt. Sie müssen vielleicht ein Anwesen bewirtschaften oder ein Geschäft weiterführen oder sich als Witwe in unruhigen Zeiten durchschlagen. Oftmals sind sie dadurch mitunter gezwungen, entgegen der sittlichen Norm, wie ein Mann zu denken, zu agieren und auch zu handeln.

Die
Schaustellerin: Beim fahrenden Theater oder als Mitglied einer Zirkustruppe findet sich der Archetyp der nomadisch lebenden Künstlerin, die auf Märkten oder in Schaubuden agiert und dort meist in einem Familienverband als Tänzerin, Akrobatin, Schauspielerin oder auch als Kartenleserin ihrem Gewerbe nachgeht.